Ätherische Öle und Homöopathie

Kann jemand in einer homöopathischen Behandlung gleichzeitig ätherische Öle anwenden?

Wenn jemand, ob Mensch oder Tier, in einer homöopathischen Behandlung ist, kommt häufig die Frage auf, ob ätherische Öle verwendet werden dürfen. Dabei sind speziell Menthol (z.B. aus der Pfefferminze) und Kampfer zu nennen.

Eliane Zimmermann hat die kombinierte Anwendung schon in ihrem Blog hier und hier beschrieben. Da es immer wieder zu Unsicherheiten kommt, fragten wir bei einer Fachperson nach.

Fabienne Gigandet erzählt uns von ihrer Erfahrung:

Fabienne Gigandet ist dipl. Homöpathin, Buchautorin von “Homöopathie für Kinder” und “Homöopathie für die ganze Familie”. Jede/r Drogist/in kennt sie, unter anderem als geschätze Fachdozentin an der ESD – Fachhochschule für Drogisten/innen. Zusätzlich ist sie die Vize-Präsidentin der Homöopathie Schweiz und Vice-Präsidentin der EFHPA. Weitere Informationen findet ihr auf ihrer Website (hier).

Die Homöopathie wurde in den 1790er Jahren begründet von Dr. Samuel Hahnemann. An dieser Stelle diese Therapie näher vorzustellen, würde den Rahmen sprengen. Kurzum: in der Homöopathie werden mit Hilfe verdünnter und potenzierter Substanzen die Selbstheilungskräfte mittels feinsten Reizen angeregt. Hahnemann hat immer Wert darauf gelegt, dass seine Klienten „gesundheitsstörende“ Faktoren vermeiden. In seinem grossen Werk „Organon der Heilkunst“, 6. Auflage, wo es um die Art und Weise der Anwendung der Homöopathie geht, hat er im Paragraph §260 geschrieben:

«Für chronisch Kranke ist daher die sorgfältige Aufsuchung solcher Hindernisse der Heilung um so nöthiger, da ihre Krankheit durch dergleichen Schädlichkeiten und andere krankhaft wirkende, oft unerkannte Fehler in der Lebensordnung gewöhnlich verschlimmert worden war.»

Dazu hat Hahnemann ganze „Verbotslisten“ herausgegeben in welchen die Klienten dazu aufgefordert wurden, Kaffee, Tee, Parfums, stark gewürzte Speisen, rohe „arzneiliche“ Kräuter, alkoholische Getränke etc. zu meiden. Ausserdem war die Annahme, dass vor allem stark riechende Stoffe die Mittelwirkung homöopathischer Arzneien negativ beeinflussen können. Man spricht in diesem Fall von einem Antidot. Ein Antidot (von griechisch αντίδοτον, aus αντί = gegen und δίδωμι = geben) ist ein (stoffliches) Gegenmittel zu Giften, Toxinen, Medikamenten oder anderen Substanzen, die auf einen Organismus Einfluss nehmen. In der Homöopathie wird so bezeichnet, was die homöopathische Mittelwirkung stören oder ganz unterbinden kann. Als allgemeines Antidot in der Homöopathie gilt Kampher, weit verbreitet auch Kaffee und Menthol, bzw. Pfefferminze. Das sind Resultate aus der Vorgehensweise Hahnemanns damals. 

Mit den Jahren wurden immer mehr Erfahrungen gesammelt, so dass inzwischen recht gut bekannt ist, welches homöopathische Mittel tatsächlich auf welche anderen Stoffe „negativ“ reagiert.

Und in den wenigsten Fällen sind heute in den mitteltypischen Antidoten aetherische Öle aufgeführt. Das veranlasst mich und Berufskolleginnen und –kollegen immer wieder dazu, nebst der homöopathischen Therapie aetherische Öle zur Anwendung zu bringen. 

Gerade Kinder sprechen ausserordentlich gut auf die Therapiekombination an, sei es nun bei Erkältungen, wo innerlich die Chügeli die Selbstheilungskräfte ihre Wirkung zeigen und z.B. Thymianöl äusserlich angewendet wird in Form von Inhalation, Auflagen oder Raumduft oder wenn Bauchschmerzen verschiedenster Gründe die Kleinen plagen. Bauchkoliken lassen sich entspannen mit Lavendelöl, Süsser Orange oder Fenchel, Bauchweh auf Grund von erhöhtem Bedarf an Zuneigung wird leichter durch den Duft der Tonkabohne. Und gerade in letzterem Fall zeigt sich, dass allein schon die Anwendung an sich, Berge versetzen kann: die Bauchmassage einer nahestehenden Person tut gleich doppelt wohl! Spätestens seit Sigmund Freud ist bekannt, dass innige Hautberührungen in den ersten Lebenswochen eines Babys eine sehr bedeutende Rolle für die weitere Entwicklung der Psyche spielt.

Wie heisst es so schön: wer heilt hat Recht. Und ich habe noch nie festgestellt, dass die Homöopathie unter gleichzeitiger Anwendung ätherischer Öle nicht gewirkt hat.

Text geschrieben von Fabienne Gigandet, dipl. Homöopathin
www.homoeopathie-gigandet.ch