Hydrolate

Lange Jahre etwas in Vergessenheit geraten, stiefmütterlich ins Abseits geschoben, respektive lediglich als Abfallprodukt der Ätherisch-Öl-Herstellung betrachtet, gewinnen sie in den letzten Jahren glücklicherweise wieder an Bedeutung – Die Hydrolate, auch Pflanzenwässer genannt.

Die Wirkweise der fein duftenden Pflanzenwässer liegt zwischen einer Zubereitung als Tee und der Anwendung von ätherischen Ölen. Hydrolate und ätherische Öle wirken zuweilen ähnlich, nie jedoch ganz gleich. Einige Hydrolate enthalten Inhaltsstoffe, die im ätherischen Öl der gleichen Pflanze fehlen, manche verfügen über zusätzliche Wirkstoffe. Im Gegensatz zu den rein lipophilen (fettliebenden) ätherischen Ölen enthalten die Pflanzenwässer viele wasserlösliche Inhaltsstoffe und werden mit speziellen, erst während dem Destillationsvorgang gebildeten Wirkstoffen angereichert. Diese unterscheiden sie dann wiederum von der Wirkung eines einfachen Tees. Ausserdem sind in Pflanzenwässern, bedingt durch die Herstellungsweise, immer auch geringe Anteile (0.5 – 1.5%) ätherischer Öle enthalten. Dieser einzigartige Wirkstoffkomplex macht die Hydrolate zu einer hautfreundlichen, milden und dennoch sehr wirkungsvollen Alternative und Ergänzung zu den ätherischen Ölen.

Wie auch die ätherischen Öle verfügen sie über Moleküle, die klein genug sind, um in tiefere Hautschichten einzudringen. Dort können sie beispielsweise die Durchblutung oder die Zellregeneration verbessern.

Wir benutzen sie sehr gerne als Gesichts- oder Haarwasser, leichte Parfums, zur Baby- und Seniorenpflege, als Raumbeduftung oder als hydrophiler (wasserliebender) Anteil in einer selbst gerührten Emulsion. Ihr Anwendungsgebiet umfasst Indikationen, wie: Insektenstiche, Sonnenbrand, Neurodermitis, Pilzerkrankungen der Haut und des Intimbereiches, heuschnupfengeplagte, gerötete Augen, Halsschmerzen, Verdauungsprobleme, Übelkeit, Kopfschmerzen und Einschlafschwierigkeiten. Im Gegensatz zu den ätherischen Ölen können sie als wässrige Komponente auch eingenommen werden. Wir geben hierzu einen Teelöffel auf einen Liter Wasser oder Tee, um zu aromatisieren oder eine bestimmte Wirkung zu erzielen. Vor allem Verdauungsbeschwerden, Erkältungen und Stress sprechen sehr gut auf eine innerliche Aufnahme von Hydrolaten an. Wir nehmen Hydrolate immer nur über einen relativ kurzen Zeitraum von einer bis drei Wochen ein.

Die Herstellung erfolgt, wie bei vielen ätherischen Ölen ebenfalls, durch Destillation. Bei der Wasserdampfdestillation von Kräutern oder Hölzern zur Gewinnung von ätherischem Öl fällt automatisch auch eine relativ grosse Menge Hydrolat an. Im Auffanggefäss schwimmt obenauf das ätherische Öl, welches abgeschöpft werden kann. Was dann noch übrig bleibt, ist das Pflanzenwasser. Dass dies nicht bloss ein Abfallprodukt ist, hat man glücklicherweise vor einigen Jahren wiederentdeckt. Seitdem wird von vielen Pflanzen auch das Hydrolat sorgfältig in Flaschen abgefüllt.

Hierbei bedarf es einer noch grösseren Sorgfältigkeit als bei den ätherischen Ölen. Das Hydrolat mag zwar weniger kostbar wirken, weil es in grösseren Mengen anfällt. Dafür ist es durch seinen sehr hohen Wasseranteil viel anfälliger auf Verkeimung und Verunreinigung durch Pilze. Nur durch sterile Arbeitsweise kann verhindert werden, dass die duftenden Kostbarkeiten bereits beim Abfüllen kontaminiert werden.

Einige Firmen versetzen ihre Hydrolate zur besseren Haltbarmachung mit Alkohol. Das verhilft ihnen zu einer längeren Lebensdauer. Jedoch büssen die Hydrolate dadurch viel an ihrer Hautfreundlichkeit ein. Schleimhäute und Augenlider sollten ebenfalls keinesfalls mit Alkohol in Berührung kommen.

Deshalb setzt man hier besser auf die unkonservierten Produkte. Diese sollten am besten im Kühlschrank aufbewahrt werden. Mit einem Sprühaufsatz versehen halten wir die Verkeimung so gering wie möglich. Zudem ist die Anwendung so sehr praktisch und einfach. 

Wird ein Hydrolat trübe oder riecht nicht mehr frisch, gehört es nicht mehr auf die Haut oder in unseren Verdauungstrakt. Dann können wir es noch ins Wischwasser mischen oder das Dampfbügeleisen damit befüllen.

Einige Firmen setzen auf eigene Destillationsvorgänge, bei denen keine Gewinnung von ätherischem Öl angestrebt wird. Z.B. beim Rosenhydrolat werden so 1000kg Blüten mit 1000kg Wasser vermischt. Nach 7maligem Destillationsvorgang haben wir ein wunderbar duftendes, harmonisches, an Wirkstoffvielfältigkeit kaum zu überbietendes Pflanzenwasser.

Viele Aromatherapeutinnen haben das Destillieren von Pflanzenmaterial aus dem eigenen Garten entdeckt. Es kann sehr befriedigend sein, Kräuter zu ernten und vorzubereiten und dann im langsamen Prozess der Destillation geduldig auf das Ergebnis zu warten.

Kaufen Sie Ihre Hydrolate, genau wie die ätherischen Öle, nicht an einem x-beliebigen Marktstand, sondern bei einer vertrauenserweckenden Firma. Oft sind es die gleichen, die auch hochwertige ätherische Öle anbieten.

In folgenden Institutionen kann das Destillieren gelernt werden: