Echte Parfüms mit Pflanzendüften – LABDANUM

BEATE NAGEL
Parfumeurin und Künstlerin, Aromaexpertin. 2011 Gründung von ART PARFUM, um Düfte mit Kunst zu verknüpfen; davor 22 Jahre als Projektleiterin, Parfumeurin bei Aromata International GmbH; Duftkonzepte, Duft-Entwicklungen für zahlreiche Auftraggeber.

Kontakt: www.art-parfum.eu, www.art-parfum-verlag.de, post[at]art-parfum.de

Schönheit und Heilung – geeint

Einige Historiker vertreten die Ansicht, dass die wichtigste Ingredienz der gesamten Palette antiker Wohlgerüche, die in den Aphrodite Tempel verwandt wurden, Labdanum gewesen sei. Aphrodite, die als Göttin der Liebe und der Schönheit gilt, wurde auch als Schirmherrin der Parfums angesehen. Die geradezu legendäre Vielseitigkeit von Labdanum zeigt auch folgende griechische Sage, die ich in ihrem Symbolwert besonders für uns heute als aussagekräftig erachte.

Auf dem Olymp beratschlagten die Götter, welche Heilpflanzen für bestimmte Aufgaben zuständig sein sollten. Schnell war man sich einig, dass Labdanum besonders für die Heilung von Wunden der in den Schlachten verletzten Krieger geeignet wäre. Die Göttinnen jedoch meinten, dass eine Pflanze mit so schönen violett zarten Blüten ein Mittel sei, das ihre Schönheit als Göttinnen wie auch die der sterblichen Frauen erhalten könne. So wurde also die gute Cistrose zur Pflanze der Heilung wie auch der Schönheit gekürt.

Wenn doch unsere Kosmetik immer beiden dienen würde – dem Heilen und der Förderung von Schönheit – beim Menschen wie seiner Mitwelt.

LABDANUM
Cistus ladanifer

Wasserdampfdestillation der blühenden Zweige und Blätter

Diese warm-balsamische Basisduftnote Labdanum liebe ich in meinen Parfums wie auch in Körperölen. Dieses sagenhafte Aroma mutet uns geradezu archaisch, mystisch, Ambra-artig an. Ich mache mir gern beim Schnuppern den weiten Bogen zu unserer Parfum-geschichte bewusst. Wenn wir Labdanum einatmen so erreichen uns die gleichen Duftmoleküle, die schon ein König David vor 3000 Jahren aufgenommen hat. Die echten Pflanzendüfte bieten uns einen so ungeheuren Schatz an Anwendungen, heilkräftiger Wirkung an, dass ich schier davon überwältigt bin.

Meine Begeisterung für die echten Parfums hat mich zu einem gründlichen Studium der Parfumhistorie geführt, die ich in 46 einzelnen Pflanzenportraits vielfältig darstelle. Duft für Duft durfte ich – nach 30 Jahren Festanstellung als Parfumeurin – dann endlich in Freiberuflichkeit schaffend, mir langsam zu Gemüte führen. Es war keine Eile geboten. Dabei entstanden in sieben Jahren zwei Parfumbücher, die wie Zwillinge meine Liebe zu PARFUM als KUNST – als ART PARFUM – deutlich werden lassen.


ECHTE PARFUMS SIND WIEDER GEFRAGT

Durch die starken Umweltvergiftungen – auch durch eine Vielzahl synthetischer Duftstoffe – sensibilisiert, werden es immer mehr Menschen leid, sich künstlich zu beduften. Besonders junge Menschen lehnen so erzeugte Parfums und Pflegeprodukte heute gänzlich ab. Dazu kommt der Trend des „selbst Machens“, den ich in vielen Fällen für sinnvoll halte: Da weiß man was man hat! Das geht von einem echten königlichen Salböl bis zu einem Parfum organic, dazu hier eine schöne Parfumformulierung.

„Morgenröte“ – das Parfum von Eos, der Göttin der Morgenröte

3 Tropfen Labdanum / Cistrose Cistus ladanifer
6 Tropfen Jasmin (4%ig) Jasmin grandiflorum
5 Tropfen Rosenextrakt Absolue Rosa damascena
3 Tropfen Tuberose Polianthes tuberosa
6 Tropfen Orange Citrus sinensis
10 Tropfen Mandarine rot Citrus reticulata
22 Tropfen Orangenblütenwasser

Ca. 15 ml Weingeist 96% (Apotheke)

20 ml leerer Flakon mit Stößel oder Pipette

Geben Sie die Düfte (soweit möglich in Bio-Qualität) sowie das Orangenblütenwasser in einen leeren Flakon. Anschließend bis zum Rand mit dem Alkohol auffüllen. Schütteln und diese Rezeptur circa 2 Wochen reifen lassen. Auf der Haut immer wieder ausprobieren, evtl. Tropfenweise nachjustieren bis es für einen selbst stimmig ist.

Hinweis
Dieses edle Parfum besitzt eine ansprechende, leichte rot-orangene Färbung; überaus passend für Eos, die Göttin der Morgenröte.

Textauszug zur Verfügung gestellt von:
Beate Nagel „ART PARFUM Neue Wege zu altem Wissen“, ART PARFUM Verlag, Oy-Mittelberg, Dezember 2019, Labdanum, Seiten 154 – 161